BookMooch-Logo
 
Startseite Stöbern Über BookMooch Mitglied werden einloggen
Interview mit BookMooch Gründer John Buckman
?



Was ist BookMooch?

BookMooch ist eine Internetseite, bei der jeder Bücher hergeben kann, die er nicht länger möchte. Im Gegenzug können Bücher von anderen Leuten angefordert werden.

Im Endeffekt ergibt sich, daß du für jedes weggegebene Buch ein anderes Buch kostenlos erhältst. BookMooch wurde gegründet, weil ich diesen Service nutzen wollte und niemand ihn auf die Art anbot, wie er mir gefiel.


Warum hast Du BookMooch entwickelt?

Ich habe im Internet gesucht und fand, dass ein Service wie BookMooch fehlte.

Ich liebe Bücher. Ich liebe alles an ihnen. Was wäre folglich besser als alle diese wunderbaren Erfahrungen darüber mit anderen zu teilen und einen Online-Tausch zu starten?

Ich habe stapelweise Bücher in meinen Regalen, die ich einmal gelesen habe und nie mehr wieder lesen werde. Second-Hand-Buchgeschäfte hätten nur an wenigen dieser Bücher Interesse und würden fast nichts dafür zahlen. Abgesehen von dem Aufwand.

Ich könnte die Bücher auch wegwerfen, doch bringe ich das nicht übers Herz. Es muss doch eine bessere Lösung für diese fast neuwertigen Bücher geben.

Warum nicht die Bücher an Leute weitergeben, die sie haben wollen?

Ok, der Versand kostet etwas. Aber es ist fair wenn man für den Versand eines Buches zahlt und man im Gegenzug ein anderes kostenlos bekommt. Und so funktioniert BookMooch.

BookMooch ist wie ein gigantischer Buchladen, in dem sich alle Bücherregale der Teilnehmer befinden. Indem wir die Büchersammlungen aller Teilnehmer vereinigen, erhalten wir die weltweit grösste Sammlung von gebrauchten Büchern.


Warum ist das nicht vorher getan worden?

Während die Idee im Rückblick offensichtlich erscheint, ist die Crux das Geschäftsmodell. Andere Tauschmöglichkeiten, wie La La (ein CD-Tauschseite) oder PeerFlix (ein DVD-Tauschseite) wollen Geld verdienen, indem sie für jeden Tausch Geld verlangen, und in den Postversand von Sachen zwischen Leuten mit einbezogen werden.

Das funktioniert nicht gut bei Büchern. Ich wollte einen Service bieten, der einen direkten Austausch ohne verwirrende (oder teure) Zwischenhändler bedeutet. Und als zusätzlicher Nutzen würde der Service gleichzeitig als Gemeinschaft von Bücherliebhabern fungieren.


Und warum sollte mich das interessieren?

Überleg doch: Du hast Bücher zu Hause, die Du nie wieder liest. Warum die nicht für Bücher eintauschen, die Du ansonsten kaufen würdest?

Viele Bücher sind vergriffen und schwer zu finden. Mit BookMooch -- und das ist wichtig -- bleiben sie verfügbar und, was noch wichtiger ist, kostenlos.

Bücher sind emotional, genau wie Musik. Sie sind ein kulturelles Produkt und sie bedeuten uns etwas. Es fühlt sich gut an, jemanden ein Buch zu empfehlen, es weiterzugeben, so dass sie es genießen können.

Die Möglichkeit, Geld zu sparen und Regalplatz freizugeben, ist ein Beweggrund, um BookMooch zu verwenden.

Außerdem muß nicht immer die Profitmaximierung im Mittelpunkt stehen. Manchmal macht es einfach Spaß, jemandem ein Buch zu geben.


Warum nicht meine Bücher an ein Antiquariat verkaufen?

Gebrauchte Bücher haben fast keinen Wert. Das liegt hauptsächlich am Fehlen eines leistungsfähigen Marktes für gebrauchte Bücher. Der beste Markt, den ich kenne, ist ABE Books, die Läden für gebrauchte Bücher zusammenbringen.

Jedoch haben sie nicht viele Bücher, die ich haben möchte, einfach, weil Antiquariate nur eine kleine Auswahl aller je erschienenen Bücher auf Lager haben, und die Preise manchmal unvernünftig sind: ein neues, aber vergriffenes Science-Fiction-Taschenbuch, das ich einmal haben wollte, hat bei ABE $30 gekostet.


Warum ist das ein Problem für Dich

Erstens lese ich oft die gleichen Bücher wie meine Freunde. Ich dachte, es wäre gut, eine Seite zu haben, auf der man sofort sieht, welche Bücher sie nicht mehr brauchen, welche davon mich interessieren würden und dann einfach zu tauschen

Zweitens ist mein Haus voller Bücher und Bücherregalen. Ich bräuchte zusätzlichen Platz, da ich Bücher einfach nicht wegwerfen will.

Drittens sind viele meiner Freunde Schriftsteller, deren Bücher nicht mehr gedruckt werden und dadurch schwer zu bekommen sind. Ich hatte die Idee zu BookMooch als ich ein Buch suchte, dass erst 6 Jahre alt war. Doch nicht einmal bei ABE Books konnte ich es finden. Für mich ist das ziemlich tragisch und ich wollte eine Weg finden, diesen Bücherverlust zu verringern.

Viertens lebe ich die Hälfte des Jahres in Grossbritannien. Ich lese oft Bücher, die in den USA erhältlich sind, jedoch noch nicht in Grossbritannien. Zum Beispiel war "ICon", die sarkastische Biographie über Steve Jobs, selbst ein halbes Jahr nach dem Bericht im Wired Magazine nicht in Grossbritannien erhältlich.

Schliesslich wuchs ich in Paris auf, ging dort zur Schule und lese gerne französische Bücher. Diese sind aber kaum in den USA erhältlich (abgesehen über Online-Bestellung über Amazon.fr oder FNAC). BookMooch soll es möglich machen, dass Auswanderer und Leser von fremdsprachigen Büchern diese leicht bekommen können.


Wie finanzierst Du die Seite?

Ich hoffe, dass Du die BookMooch-Wunschliste verwendest, anstatt direkt von Amazon zu kaufen, weil es eine Möglichkeit ist, Bücher kostenlos zu erhalten, besonders wenn du nicht in Eile bist. Wenn Du den Link „von Amazon bekommen“ in Deiner Wunschliste anklickst, anstatt auf ein Freiexemplar zu warten, bekomme ich eine kleine Provision von Amazon (ungefähr 5%).


Können Leute nicht einfach ihre Bücher einer Bibliothek geben?

Wenn sie das können, großartig!

Als ich in Oakland, Kalifornien wohnte, nahm ich einen Stapel neuer Titel zu meiner öffentlichen Bibliothek und sie erklärten mir, daß sie keinen Service für das Annehmen der Bücher hatten. Es wurde vorgeschlagen, daß ich die Bücher in einem Stapel außerhalb der vorderen Tür lasse, damit Leute ihn durchsehen könnten und mitnehmen, was sie interessiert. Am nächsten Tag waren alle Bücher weg, vom Reinigungsservice weggeworfen.

Andere Leute geben gebrauchte Bücher an Krankenhäuser, in denen sie einmal jährlich in diesen gigantischen "Alle-Bücher-für-den-gleichen-niedrigen-Preis" Verkäufen verkauft werden. Geld für ein Krankenhaus zu sammeln, ist eine gute Sache. Aber in einem Fall wurde mir erklärt, daß alles, was nicht verkauft wird, zerstört wird, weil die Lagerkosten zu hoch sind, und das war die beträchtliche Mehrheit der Bücher. Was für eine Vergeudung.


Warum "ein Punkt" für jedes Buch, egal wie teuer es ursprünglich mal war?

Anfangs dachte ich, die Leute sollten selbst bestimmen, wie teuer ein Buch sein sollte. Anders gesagt, ein billiges SF-Taschenbuch sollte ein Punkt, ein Wörterbuch eher drei Punkte wert sein. Wie auch immer, das würde den Tausch sehr viel komplizierter machen und wer das Ziel des Geldverdienens vor Augen hat, soll die Bücher bei Ebay verkaufen.

Ein Buch, das man nicht mehr möchte, ist nicht viel wert, also werde es los! So wird ein gerechter Tausch daraus, indem jedes nicht mehr gebrauchtes Buch genau ein Punkt wert ist.


Und dann ist da noch der spezielle Fall des Buchversands in ein anderes Land...

Ja, noch eine Ausnahme: Wenn Du darum gebeten wirst, ein Buch in ein anderes Land zu versenden, verursacht das zusätzliche Mühen bezüglich der Formalitäten und des Portos. Aber noch mal, die Idee ist es, die Leute dafür zu belohnen, diese Mühe auf sich zunehmen.


Was macht man gegen die Schummler?

Es gibt viele Wege, BookMooch "auszutricksen", wenn Du kein ehrlicher Mensch bist. Wie auch immer, ich hoffe, dass zwei Faktoren die Anzahl der Schummler niedrig halten:

Zunächst einmal geht es nur um Bücher, und die haben keinen großen Barwert, deshalb lohnt sich kaum die Mühe.

Zweitens gibt es bei BookMooch eine hohe Transparenz und andere Leute können Betrüger entdecken. Dann können auch Buchwünsche abgelehnt werden, wenn der Besitzer glaubt, dass der, der das Buch anfordert, kein ehrlicher Mensch ist.


Was ist ein "Freund" bei BookMooch?

Grundsätzlich ist es einfach interessant, welche Bücher andere Mitlgieder sammeln und lesen.

Wie bereits erwähnt, lese ich viele Bücher, die auch meine Freunde lesen. Der "Freunde"-Mechanismus bei BookMooch ermöglicht es, schnell neue Bücher zu entdecken, die interessant für mich sein könnten. Ausserdem sieht man so auch, was die Freunde der Freunde lesen.

Bei BookMooch dreht sich alles um die Kommunikation mit anderen Buchliebhabern und ich hoffe, dass sich daraus eine lebhafte Online-Gemeinschaft entwickelt.


Was denken Autoren über BookMooch?

Viele der Autoren, mit denen ich gesprochen habe, sind glücklich über die Verbreitung ihrer Bücher. Sie werden so zu Autoren, deren Werke auch gelesen werden, und das Schlimmste, was einem Autoren passieren kann, ist, dass seine Bücher nicht mehr aufgelegt werden und in Vergessenheit geraten. Das ist einfach grundlegend falsch!


Wo befindet sich der Hauptsitz von BookMooch?

BookMooch sitzt in Berkeley, California. BookMooch is based in Berkeley, California.


Spendet BookMooch an Wohltätigkeitsorganisationen?

Ja, verdiente Punkte können gespendet werden.

So kann z.B. ein krankes Kind in einer Kinderklinik kostenlos Bücher vom Bett aus, direkt ins Krankenhaus bestellen.

Außerdem haben Bibliotheken begrenzte Ankaufbudgets und mit BookMooch können sie Bücher, für die sie sonst zahlen müssten, kostenlos beziehen.

Es wurde auch ein genereller Fonds für förderungswürdige Belange gegründet.


Warum kann man nicht CDs, DVDs und andere Medien tauschen?

Das ist vielleicht zukünftig machbar, aber momentan konzentrieren wir uns auf physische Bücher. Eines Tages könnte dann CD-mooch oder Video-mooch entstehen.


Was ist dein Hintergrund?

Vor 11 Jahren gründete und leitete ich Lyris, eine Firma, die sich mit Mailinglisten und Anti-spam beschäftigt, und die ich 2005 verkauft habe. Ich bin auch noch mit Magnatune, einem Online-Musiklabel beschäftigt, was nicht schlecht läuft.

Ich bin in London geboren, nach Paris/ Frankreich gekommen und aufgewachsen, und habe meine High School Jahre in New-Haven/ Connecticut verbracht, wo ich im Alter von 14 Jahren an der Yale Universität zu arbeiten angefangen habe. Nach dem College in Maine (Bates College) und dem Master in Sorbonne (beides in Philosophie), habe ich in Washington/DC gewohnt und an der "Academy for Advanced and Strategic Studies" sowie im Discovery Channel gearbeitet.

Momentan teile ich meine Zeit ein zwischen der Weiterentwicklung von BookMooch und Magnatune, Lesen, dem Spielen von Renaissance-Instrumente (ich lerne gerade die Viola da Gamba) und ich bin ein Feinschmecker in zwei großen kulinarischen Städten.





Dein eigenes Interview mit John festlegen.

Permission is granted to reuse, reproduce or extract any part of this interview (in whole or in part). No attribution is needed.












[Übersetzung korrigieren]